Donald Trump und Kristi Noem

Wahlkampf in den USA Wer als Trump-Vize infrage kommt

Stand: 03.05.2024 10:38 Uhr

Wer US-Vizepräsident wird, ist 2024 noch wichtiger als sonst: Biden und Trump sind alt, der Vize müsste übernehmen können. Eine Trump-Favoritin hat sich jetzt in den Augen vieler disqualifiziert.

Wenn es um Kristi Noem geht, kriegt Donald Trump sich schier nicht ein: "Eine ganz besondere Frau, eine heiße Politikerin, die einen tollen Job macht", begrüßte der Ex-Präsident die Gouverneurin von South Dakota kürzlich auf der Wahlkampf-Bühne. Die 52-Jährige galt bis vor einigen Tagen als aussichtsreiche Kandidatin für den Posten als Vizepräsidentin. Auch die Trump-Basis liebt sie.

Dann veröffentlichte die britische Zeitung Guardian Auszüge aus Noems neuer Autobiographie. Darin beschreibt die Hobby-Jägerin, wie sie einst ihre erst 14 Monate alte Deutsch-Drahthaar-Hündin "Cricket" in einer Kiesgrube erschoss. Sie sei aggressiv und nicht erziehbar gewesen, habe die Hühner eines Nachbarn totgebissen und Noem selbst angegriffen.

Empörung über Herzlosigkeit - auch bei Republikanern

"Ich habe diesen Hund gehasst", schreibt Noem. Ähnlich erging es kurz darauf einem anderen Haustier der Familie, einem Ziegenbock. Auch der sei aggressiv gewesen und habe außerdem gestunken. Selbst einige Republikaner empörten sich über so viel Grausamkeit und Herzlosigkeit - und fragten sich, ob so ein Mensch für ein solch hohes Amt taugt.

Kristi Noem selbst legte bei Fox News noch mal nach: Es sei keine einfache Entscheidung, aber in ihrem Buch ginge es eben auch um die vielen harten Entscheidungen, die sie in ihrem Leben schon treffen musste.

Donald Trump und Gouverneurin von South Dakota Kristi Noem bei einem Wahlkampfevent in Vandalia, Ohio, im März 2024.

Sie hatte gute Chancen, Donald Trumps "Running Mate" zu werden: Die Gouverneurin von South Dakota, Kristi Noem - hier bei einem Wahlkampfevent mit Trump in Vandalia, Ohio, im März 2024.

Laut Trump 15 potenzielle "Running Mates"

Die Politologin Barbara Perry von der Universität von Virginia in Charlottesville hält das für politisch nicht sehr klug: "Wenn es nicht eine große Wählerschaft gibt, die nur Katzen liebt, aber Hunde hasst, sehe ich nicht, wie das ihre Chancen erhöht haben soll."

Zumal die Konkurrenz groß ist: Trump selbst erklärte vor ein paar Wochen, dass auf seiner Liste mindestens 15 mögliche "Running Mates" stehen. Fast täglich fragt er seine Fangemeinde per E-Mail, wen er zum Vize machen soll. Allerdings dürfen an diesen Umfragen nur Unterstützer teilnehmen, die ihm gleichzeitig auch Geld spenden.

Älteste Präsidentschaftsbewerber der Geschichte

Zwar ist der Vizepräsidentschafts-Kandidat oder die Kandidatin für die meisten Amerikaner nicht wahlentscheidend, sagt Politologin Perry. Aber es sei in der US-Geschichte schon öfter vorgekommen, dass der Präsident stirbt oder das Amt nicht weiter ausfüllen kann und der Vize übernehmen musste.

Es sei also nicht unwahrscheinlich, dass der Vize auf einmal Präsident ist. "Wir haben diesmal zwei sehr betagte Kandidaten - die ältesten, die sich je ums höchste Amt im Land beworben haben", sagt Perry.

Chancen für Senator und Autor J.D. Vance

Einer von Trumps Hoffnungsträgern ist Senator J.D. Vance, auch in Deutschland bekannter Autor des Bestsellers "Hillbilly-Elegie". Sein Vorteil ist laut Perry, dass er beliebt bei der konservativen Basis ist. Außerdem stammt Vance aus Ohio, einem wichtigen, eigentlich konservativen Bundesstaat, in dem Trump 2016 und 2020 gewann - aber in dem die Demokraten und Joe Biden zuletzt wieder ein bisschen Boden gutmachen konnten. Aber mit einem Landsmann auf dem Stimmzettel würden die Leute dort Trump sicher gerne wiederwählen, glaubt Perry.

Vance selbst sagt, er habe mit Trump noch gar nicht über dieses Thema gesprochen. Er macht aber schon jetzt intensiv Wahlkampf für ihn: Trump sei ein ausgezeichneter Präsident gewesen. Die Vorwürfe und Strafverfahren gegen den Ex-Präsidenten, etwa wegen des Sturms aufs Kapitol, seien völlig absurd, so Vance kürzlich bei CNN. Trump habe die Leute schließlich nur aufgefordert, friedlich zu demonstrieren.

Senator J.D. Vance grüßt das Publikum bei einem Wahlkampfevent von Donald Trump.

Vom Trump-Kritiker zum Trump-Fan: Senator J.D. Vance, hier bei einem Wahlkampfevent von Donald Trump im März.

Mehrere Kandidaten beschimpften Trump früher

Vance klang auch schon anders. 2016 noch beschimpfte er Trump bei Twitter als Idioten und erklärte, er habe ihn nie gemocht. Und er ist nicht der einzige auf Trumps Kandidaten-Liste, der sich früher zum Lager der "Never-Trumper", der "Niemals Trump"-Leute, zählte.

Dazu gehören auch die Fraktionschefin der Republikaner im Repräsentantenhaus, Elise Stefanik aus New York. Inzwischen ist sie eine von Trumps wichtigsten Verbündeten. Auch Marco Rubio, Senator aus Florida, beschimpfte Trump einst als vulgär, peinlich und Trickbetrüger.

Auch wenn er sich wie die anderen längst mit Trump versöhnt hat, würden die Demokraten das weidlich ausschlachten, glaubt Joel Goldstein. Der emeritierte Professor aus Kansas hat ein Standardwerk über die Rolle der Vizepräsidenten in den USA geschrieben. "Wenn einer von denen ausgesucht wird, werden wir sehr viele Wahlkampfspots sehen, in denen sich Trumps Vizepräsidentschaftskandidat sehr abfällig über ihn äußert. Und das ist ein Problem."

Senator Marco Rubio spricht zu Reportern in Washington, D.C.

Senator Marco Rubio hat sich in der Vergangenheit sehr negativ über Trump geäußert.

Das Florida-Problem

Ein zusätzliches Problem bei Rubio: Er lebt wie Trump in Florida. Aber laut Verfassung dürfen die Wahlleute eines Bundesstaates nicht Präsidenten und Vize aus dem gleichen Bundesstaat wählen. Florida aber hat sehr viele Wahlleute, die für einen Sieg fast unverzichtbar sind. Einer der beiden müsste also umziehen.

Gleiches gilt auch für Ron DeSantis. Obwohl Floridas Gouverneur selbst Präsident werden wollte und die beiden sich laut Medienberichten in herzlicher Feindschaft verbunden sind, steht auch er noch auf Trumps Liste.

Dass ein Präsident sich einen Konkurrenten oder Widersacher dazu holt, ist aber gar nicht so ungewöhnlich, sagt Politologin Perry. So habe es schon Republikaner Abraham Lincoln mit Demokrat Andrew Johnson gemacht. Getreu dem Motto: Halte Deine Freunde nah und Deine Feinde noch näher.

Floridas Gouverneur Ron DeSantis im März 2023 in Tallahassee

Ihn und Trump verbindet eine "herzliche Feindschaft": Floridas Gouverneur Ron DeSantis.

Treffen mit potentiellen Kandidaten am Wochenende

Stets auf Trumps Seite und mehr als willig ist Tim Scott, Gouverneur aus South Carolina. Anfangs wollte der Afroamerikaner noch selbst Präsident werden, gab aber schon vor den Vorwahlen auf und macht seither engagierten Wahlkampf für Trump - inklusive Liebeserklärung.

"I just love you", sagte er zu Trump bei einer gemeinsamen Wahlkampfveranstaltung. Scott könnte Trump helfen, neue Wählergruppen zu erschließen - etwa schwarze Männer, die von den Demokraten enttäuscht sind, sagt Perry.

Senator Tim Scott spricht bei einer Wahlparty von Donald Trump in South Carolina im Februar 2024.

Senator Tim Scott ist treu an Donald Trumps Seite - und könnte helfen, neue Wählergruppen zu erschließen.

An diesem Wochenende hat Trumps Wahlkampfteam alle möglichen Vize-Kandidatinnen und Kandidaten nach Mar-a-Lago eingeladen - privates Schaulaufen bei einer Spendengala. Kristi Noem, die "Welpen-Mörderin", wie sie in US-Medien jetzt heißt, wird auch dabei sein. Trump hat sie offensichtlich noch nicht von seiner Liste gestrichen. Er macht sich angeblich nichts aus Hunden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 03. Mai 2024 um 05:46 Uhr.