Fabrikhalle mit Chemikalien - Löscharbeiten bei Großbrand in Lichterfelde ziehen sich wohl bis Samstag hin

Fr 03.05.24 | 21:22 Uhr
Qualm steigt bei einem Brand in Berlin-Lichterfelde hinter Einsatzfahrzeugen der Berliner Feuerwehr auf. (Quelle: dpa/Christoph Soeder)
Video: rbb spezial: Giftwolke über Berlin | 03.05.2024 | Bild: dpa/Christoph Soeder

Die Berliner Feuerwehr ist seit Freitagvormittag in Lichterfelde im Einsatz. Dort ist eine Fabrikhalle der Firma Diehl Metall in Brand geraten. Gefährliche Stoffe in der Luft stellte die Feuerwehr nicht fest - dennoch gilt auch am Abend noch eine Warnung.

Hinweis: Dieser Artikel wird nicht mehr aktualisiert. Eine neue Meldung zu den Löscharbeiten in Berlin-Lichterfeld finden Sie hier.

  • Feuerwehr bei Großbrand in Lichterfelde wohl noch bis Samstag im Einsatz
  • Teile der Fabrikhalle sind eingestürzt, im Innern lagern giftige Chemikalien
  • Entwarnung am Nachmittag: Keine erhöhten Werte bei Gefahrstoff-Messungen der Feuerwehr im Stadtgebiet
  • THW wegen kontaminiertem Löschwasser im Einsatz
  • Betrieb gehört zum Diehl-Konzern, der auch Rüstungstechnologie herstellt - nicht jedoch in Berlin

Bei einem Großbrand in einer Firma für Metalltechnik in Berlin-Lichterfelde hat sich am Freitag eine riesige Rauchwolke gebildet. Die Feuerwehr rückte zum Großeinsatz aus und war mit bis zu 223 Einsatzkräften vor Ort. Bis zum Abend hatte sie den Brand "massiv eingedämmt", wie der stellvertretende Landesbranddirektor, Per Kleist, im rbb Fernsehen sagte.

Der Löscheinsatz zieht sich aber weiter hin. Nach Einschätzung der Feuerwehr werden die Löscharbeiten noch mindestens bis Samstagmorgen, möglicherweise aber auch noch Tage dauern. Der Einsatz gestalte sich schwierig, weil die Feuerwehrleute das Gebäude nicht betreten könnten, sagte Feuerwehrsprecher Adrian Wentzel dem rbb.

Die Feuerwehr warnt vor möglichen Gesundheitsgefahren - auch weil in der Halle Chemikalien gelagert wurden. In einer amtlichen Gefahrenmitteilung hieß es, der Rauch ziehe in nördlicher Richtung über den Westen der Stadt - später wurde das Warngebiet eingeschränkt. Die Feuerwehr rief aber auch am Abend noch dazu auf, das Gebiet zu meiden. Die Anwohner sollen weiterhin Fenster und Türen geschlossen und Klimaanlagen abgestellt lassen.

THW kümmert sich um kontaminiertes Löschwasser

Bei dem Brand wird nun laut Kleist kontaminiertes Löschwasser zum Problem. Deshalb ist inzwischen auch das Technische Hilfswerk (THW) in Lichterfelde im Einsatz.

Die Kollegen würden verhindern, dass mit Chemikalien verunreinigtes Löschwasser in die Kanalisation oder den Teltowkanal gelange. Als sogenannter Störfallbetrieb verfüge die Fabrik zwar über ein Löschwasser-Rückhaltebecken, das sei inzwischen aber voll, so Kleist.

Laut Feuerwehr keine erhöhten Werte

In dem Gebäude der Firma Diehl Metall lagerten laut Feuerwehr unter anderem Kupfercyanid und Schwefelsäure. Es bestehe zudem die Gefahr, dass sich giftige Blausäure bilden könnte. Um Schadstoffe in der Luft festzustellen, hatte die Feuerwehr am Nachmittag im Stadtgebiet Messungen durchgeführt.

Um 16 Uhr gab Vinzenz Kasch von der Berliner Feuerwehr im rbb-Fernsehen Entwarnung. "Wir mussten davon ausgehen, dass sich Gefahrstoffe durch den Brand in die Luft begeben. Deswegen haben wir vorsorglich diese Warnung für Westberlin herausgegeben", so Kasch. Nach derzeitigen Messungen lasse sich aber sagen, dass es keine erhöhten Werte gebe und deshalb aktuell keine akute Gefährdung bestehe.

Am frühen Abend meldete die Feuerwehr, dass die Rauchentwicklung zurückging, die Gefahrenmeldung gilt seitdem nur noch für Berlin-Lichterfelde und den Norden Teltows (Potsdam-Mittelmark).

Firmensprecher: Keine Produktion von Rüstungsgütern

Der metallverarbeitende Betrieb in Lichterfelde gehört zur Diehl-Gruppe, die auch Waffen produziert und unter anderem an die Ukraine liefert. Allerdings nicht in Berlin: Der Teilkonzern Diehl Defence unterhält in der Hauptstadt lediglich ein Büro am Potsdamer Platz.

Die Berliner Firma gehört zum Teilkonzern Diehl Metall, nach Angaben von Unternehmenssprecher Michael Fitz handelt es sich um einen Galvanik-Betrieb, der unter anderem Autoteile herstellt. Rüstungsgüter seien dort nicht produziert worden, so Fitz.

Nach ARD-Informationen gibt es bisher auch keine Hinweise auf eine Fremdeinwirkung bei dem Brand. Dennoch wurde in den sozialen Medien über eine mögliche Sabotage mit russischer Beteiligung spekuliert.

Gebäude zum Teil eingestürzt - Löscharbeiten schwierig

Das Feuer war am Freitagvormittag in dem Betrieb in der Straße Am Stichkanal ausgebrochen. Wie ein Feuerwehrsprecher dem rbb sagte, entstand der Brand in einem Technikraum in der ersten Etage des mehrstöckigen Gebäudes. Zwischenzeitlich habe das gesamte Gebäude auf 2.000 Quadratmetern im Vollbrand gestanden, Teile des Gebäudes waren eingestürzt.

Ein Übergreifen der Flammen auf benachbarte Gebäude, in denen teilweise ebenfalls Chemikalien lagern, konnten die Einsatzkräfte verhindern, wie ein Sprecher der Feuerwehr mitteilte.

Großbrand einer Fabrik in Berlin-Lichterfelde

Baumarkt und Supermarkt geräumt

Nach Ausbruch des Feuers brachten sich die Mitarbeiter des Betriebes laut Feuerwehr selber in Sicherheit. Verletzte gab es keine. Die umliegenden Gebäude, darunter ein Baumarkt und ein Lebensmittelmarkt, wurden geräumt. Im Berliner Amateurfußball wurden wegen der Rauchentwicklung einige Spiele am Freitag abgesagt.

Wie die Verkehrsinformationszentrale (VIZ) Berlin mitteilte, ist der Straßenzug Beeskowdamm/Goerzallee zwischen Wupperstraße und Wismarer Straße in beiden Richtungen gesperrt. Auch der BVG-Busverkehr ist davon betroffen. Die Buslinie 285 wird umgeleitet: in Richtung S- und U-Bahnhof Rathaus Steglitz zwischen Wupperstraße und Appenzeller Straße und in Richtung Waldfriedhof Dahlem zwischen Engadiner Weg und Wupperstraße.

Sendung: rbb Spezial, 2.5.2024, 20:15 Uhr

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